ISSUES 👁 64 | | 2024-09

Mit generativer KI-Technologie lassen sich synthetische Identitäten, Abbilder real wirkender Menschen, in Bild und Ton erzeugen. Mit zunehmender Präzision dieser Werkzeuge wird es bald unmöglich sein, solche Darstellungen von authentischen Aufnahmen zu unterscheiden. Doch wie sieht ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen technischen Möglichkeiten aus? Wofür sollten wir diese Gestaltungswerkzeuge sinnvoll einsetzen?

Die Serie ISSUES beschäftigt sich mit der Erforschung dieses komplexen Arbeitsfeldes. Mithilfe generativer Werkzeuge entstehen schnappschussartige Inszenierungen von Personen die an Polaroid Photos erinnern. Diese Bilder werden durch Ausschnitte generierter Lebensgeschichten in Text- und Audioform ergänzt. Die dargestellten Lebenswege sind von aktuellen gesellschaftlichen Problemen und sozialen Spannungen wie Klassismus oder Diskriminierung geprägt. Die synthetischen O-Töne sind bewusst in authentischer Sprache gehalten und schildern die Auswirkungen globaler sozialer Probleme aus der Perspektive einer fiktiven betroffenen Person. Welche Verantwortung tragen wir als Gestaltende, wenn wir diese Form der Inszenierung nutzen, angesichts der Tatsache, dass viele Menschen täglich unter ähnlichen widrigen Umständen leben?

Der Schlüssel liegt im sensiblen Umgang mit der Inszenierung: Wenn die generierte Arbeit nah am Dokumentarischen ist und für die Betrachtenden nicht als synthetisch erkennbar, wird die unangenehme Absicht der Täuschung offensichtlich. Wird das Publikum im Unklaren gelassen, ob es sich um reale Personen, Orte oder Dinge handelt, oder um reine Fiktion, empfindet es dies als Entmündigung und wendet sich ab.

Demgegenüber steht eine bewusste Einbettung der Figur in einen erzählerischen Rahmen – vergleichbar mit einer Figur in einem Roman, einem Theaterstück oder einer narrativen Reportage. Welche Entwicklung durchläuft die Figur? Was ist geschehen? Welche Herausforderungen oder Konflikte gilt es zu überwinden? Kann sich das Publikum in der Figur und ihren Handlungen wiederfinden? Was ist die Ansprache an das Publikum?

Worin genau unterscheidet sich die generierte Inszenierung letztlich von einer filmischen oder rein fotodokumentarischen Arbeit?

– Einfachheit in Produktion, gerine Barrieren, hohe Flexibilität
– Interaktionen sind möglich > ChatBots > LiveDiffusion
– tbc

Elena

Ich weiß nicht mehr so genau, wie das alles gekommen ist. Seit fünf Monaten bin ich auf der Straße. Vor einem Jahr bin ich aus meiner Wohnung geflogen, weil ich die Miete nicht mehr zahlen konnte. Es gab zu viele Rechnungen, und irgendwann ging es einfach nicht mehr. Ich bin vor fünf Jahren aus Bulgarien hierher gekommen. Dort gab es keine Zukunft für mich. Die Hoffnung auf ein besseres Leben hat mich nach Deutschland gebracht.

Aber es war nicht einfach. Einen Job zu finden, war schwer. Viele Leute wollten mich nicht einstellen, weil ich die Sprache nicht gut konnte. Das hat mich oft zurückgeworfen. Die Sprache zu lernen, war schwer. Ich hab mich immer bemüht, aber es war nicht genug.

Dann konnte ich bei ein paar Freunden unterkommen. Das hat mir erstmal geholfen, aber das war auch keine Lösung für immer. Sie hatten ihre eigenen Probleme. Irgendwann musste ich gehen. Ich wollte auch nicht zurück zu meinen Eltern. Da gibt’s nur Streit und Drama. Ich wollte mich da nicht wieder reinziehen lassen.

Jetzt bin ich hier, auf der Straße. Jeden Tag ist ein Kampf. Manchmal weiß ich nicht, wie es weitergehen soll. Aber aufgeben will ich nicht.