ELENA 👁 322 | | 2024-09

Synthetisch generierter O-Ton:

Es ist einfach vieles falsch gelaufen. Seit fünf Monaten lebe ich auf der Straße. Ich bin ich aus meiner Wohnung geflogen, weil ich die Miete nicht mehr zahlen konnte. Die Rechnungen türmten sich, und irgendwann war es einfach zu viel. Vor fünf Jahren bin ich aus Bolivien her gekommen, voller Hoffnung auf ein besseres Leben.

In meiner Heimat habe ich für mich keine Zukunft gesehen. Die Armut, die Gewalt, die Perspektivlosigkeit – das alles wollte ich hinter mir lassen. Ich träumte von einem neuen Leben, einem neuen Anfang, einen Job finden. Mir etwas aufbauen. Viele wollten mich nicht einstellen, weil mein Englisch nicht gut genug war. Ich habe mich bemüht, aber es hat nie gereicht.

Eine Weile konnte ich bei Bekannten unterkommen, die ich hier kennengelernt hatte. Das hat mir etwas Luft verschafft, aber es war keine dauerhafte Lösung. Sie hatten ihre eigenen Probleme, und irgendwann musste ich gehen. Zurück zu meiner Familie wollte ich nicht. Dort gibt es nur Streit und Drama, und ich habe zu viel durchgemacht, um mich wieder in diese alte Welt reinziehen zu lassen.

Mit generativer KI-Technologie lassen sich synthetische Identitäten, Abbilder real wirkender Menschen, in Bild und Ton erzeugen. Mit zunehmender Präzision dieser Werkzeuge wird es bald unmöglich sein, solche Darstellungen von authentischen Aufnahmen zu unterscheiden. Doch wie sieht ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen technischen Möglichkeiten aus? Wofür sollten wir diese Gestaltungswerkzeuge sinnvoll einsetzen?

Die Serie ELENA beschäftigt sich mit der Erforschung dieses komplexen Arbeitsfeldes. Mithilfe generativer Werkzeuge entstehen schnappschussartige Inszenierungen von Personen die an Polaroid Photos erinnern. Diese Bilder werden durch Ausschnitte generierter Lebensgeschichten in Text- und Audioform ergänzt. Die dargestellten Lebenswege sind von aktuellen gesellschaftlichen Problemen und sozialen Spannungen wie Klassismus oder Diskriminierung geprägt. Die synthetischen O-Töne sind bewusst in authentischer Sprache gehalten und schildern die Auswirkungen globaler sozialer Probleme aus der Perspektive einer fiktiven betroffenen Person. Welche Verantwortung tragen wir als Gestaltende, wenn wir diese Form der Inszenierung nutzen, angesichts der Tatsache, dass viele Menschen täglich unter ähnlichen widrigen Umständen leben?

Der Schlüssel liegt im sensiblen Umgang mit der Inszenierung: Wenn die generierte Arbeit nah am Dokumentarischen ist und für die Betrachtenden nicht als synthetisch erkennbar, wird die unangenehme Absicht der Täuschung offensichtlich. Wird das Publikum im Unklaren gelassen, ob es sich um reale Personen, Orte oder Dinge handelt, oder um reine Fiktion, empfindet es dies als Entmündigung und wendet sich ab.

Demgegenüber steht eine bewusste Einbettung der Figur in einen erzählerischen Rahmen – vergleichbar mit einer Figur in einem Roman, einem Theaterstück oder einer narrativen Reportage. Welche Entwicklung durchläuft die Figur? Was ist geschehen? Welche Herausforderungen oder Konflikte gilt es zu überwinden? Kann sich das Publikum in der Figur und ihren Handlungen wiederfinden? Was ist die Ansprache an das Publikum?

Worin genau unterscheidet sich die generierte Inszenierung letztlich von einer filmischen oder rein fotodokumentarischen Arbeit?

– Einfachheit in Produktion, gerine Barrieren, hohe Flexibilität
– Interaktionen sind möglich > ChatBots > LiveDiffusion
– tbc

Elena