.

TO:DO – cocreative design tool

Eine Open-Source-Plattform für spekulatives Design, die KI als kritisches Gegenüber nutzt, um durch modulare Kreisläufe und radikale Transparenz sowohl kreative Entwürfe zu fördern als auch inhärente KI-Bias zu dekonstruieren und reale Erfahrungen einzubeziehen.

Plattform für Konzeptentwicklung

TO:DO ist eine Open-Source-Plattform zur Entwicklung spekulativer, kritischer und fiktionaler Designkonzepte, die auch für realistische Anwendungen genutzt werden kann. Sie besteht aus modularen Komponenten für Text- und Bildgenerierung, Recherche und kollaborative Analyse, die eng miteinander verknüpft sind.

Das System ist mit Schnittstellen zu Large Language Models (LLMs) ausgestattet, die über spezifische System-Prompts und lokale RAG-Architekturen verfügen, um zielgerichtete Interaktionen zu ermöglichen. HABITAT basiert ausschließlich auf PHP, JavaScript, JSON und AJAX – ohne klassische Datenbank. Es ist portabel, nutzt einen JSON-basierten Index und folgt einer minimalistischen Flat-File-Architektur. Die Plattform kann sowohl mit leistungsstarken Cloud-LLMs als auch mit kleinen, lokalen Modellen betrieben werden.
Motivation und Auftrag

Design kann gesellschaftlich relevante Debatten auslösen. Spekulatives Design eröffnet Denkräume, hinterfragt den Status quo und zielt darauf ab, etablierte Vorurteile zu überwinden, um die Potentiale alternativer Zukünfte sichtbar zu machen. TO:DO ist ein Werkzeug für Gestalter:innen, um Diskussionen und konkrete Lösungen für gesellschaftliche Transformationen zu entwickeln.

Angesichts multipler Krisen ist konstruktives, kritisches, kreatives, optimistisches und humorvolles Gestalten dringend notwendig. TO:DO richtet sich nicht ausschließlich an Gestaltende, sondern an alle, die neue Denkräume erschließen, diskutieren und etablieren möchten.

DEMO LINK: https://todo.turboflip.de/

Theoretische Einbettung

Die Plattform greift auf etablierte Designtheorien zurück, insbesondere auf Speculative Design (Dunne & Raby, 2013) und Critical Design als Methoden zur Provokation und Reflexion. Sie integriert Prinzipien der kollektiven Intelligenz (Lévy, 1994) und nutzt Erkenntnisse zur kognitiven Diversität (Page, 2007), um durch multiple Perspektiven innovative Lösungsansätze zu generieren.

Verwendung von KI im HABITAT

Die integrierte generative KI dient als Hilfestellung bei der Ausformulierung von Konzepten und fungiert hauptsächlich als kritisches Gegenüber zur gestalterischen Praxis. Sie beleuchtet normative, systemische, spekulative und pragmatische Perspektiven und fördert reflexives Denken. Dieser Ansatz orientiert sich am Speculative Design und integriert Elemente kritischer Theorie zur Dekonstruktion etablierter Narrative.

Das gesamte System ist zyklisch strukturiert und umfasst mehrere Module, die als Kreislauf interagieren.

SPARKER – Dient der spielerischen Provokation und Inspiration durch Zufallswort-Generatoren und „Was-wäre-wenn“-Szenarien. Im Dialog mit dem LLM und der Nutzer:in entstehen erste Ideen.
SEEDPOOL – Ideen und Skizzen werden hier als „Seeds“ gesammelt, präzisiert, neu kombiniert, remixt oder invertiert. Eine instruktionsbasierte Oberfläche ermöglicht gezielte Modifikationen wie Ausrollen, Kürzen oder Transformieren der Konzepte.
INKUBATOR – Hier werden Seeds zu „Bionten“ entwickelt – komplexen Entwürfen, die durch tiefere Analysen, Bilder und Literaturverweise angereichert werden. Jeder Biont ist öffentlich einsehbar und umfasst Titel, Beschreibung, detailliertes Konzept, visuelle Elemente und dynamisch generierte LLM-Reaktionen aus verschiedenen Perspektiven (normativ, systemisch, spekulativ, pragmatisch). Autor:innen können bei eigenen Bionten reale Erfahrungen und Erkenntnisse hinzufügen oder die Konzepte entsprechend anpassen. Der Inkubator unterstützt kollaborative und interdisziplinäre Gruppenarbeit.

Harvester – Ein Meta-Modul, das Informationen aus allen anderen Modulen sammelt und zur Erstellung übergreifender Reflexionen, Überblicke und einer Art „DNA“ des Projekts nutzt. Diese DNA besteht aus mehreren, je 128 Zeichen langen Textanweisungen, die von den Autor:innen handgetippt oder handkorrigiert sind. Sie dient als systemweiter Prompt und wirkt als kritisches Filter- und Korrektivinstrument.

Um der Reproduktion dominanter Narrative und inhärenter LLM-Bias entgegenzuwirken, integriert der Harvester radikale Transparenz: Jeder generierte Prompt enthält Metakommentare, die auf trainierte Verzerrungen, Herkunft der Daten und Grenzen der Modelllogik hinweisen. So werden alternative Narrative gestärkt und die systemischen Beschränkungen der zugrundeliegenden Technologie dekonstruiert und sichtbar gemacht.

Anti-Bias-Setup / Realbezug

Kann ein System, das auf LLMs basiert, jemals truly kritisch sein, wenn diese Modelle selbst Produkte des Status quo sind? HABITAT integriert Mechanismen, um die Grenzen der LLM-generierten Kritik sichtbar zu machen. Durch radikale Transparenz über seine inhärenten Grenzen wird HABITAT seinem Anspruch gerecht. Das Harvester-Modul adressiert dies durch die Generierung von „Manifest“-Systemprompts, die als kritische Filter gegen dominante Narrative wirken. Diese müssen explizit die Herkunft und Verzerrungen der LLMs dekonstruieren – etwa durch Metakommentare, die auf trainierte Bias-Muster hinweisen.

Darüber hinaus werden reale Kommentare der Autor:innen – sofern die Projekte in der Realität umsetzbar sind – zum Abgleich herangezogen. Dies ermöglicht keinen umfassenden Realitätsabgleich, aber einen präziseren Umgang mit Modell-Bias.


zuletzt geändert: 2025-10